AVWS/Schulprobleme

Was ist eine Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS)?

Bei einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS), auch Hörverarbeitungsstörung genannt, bestehen Defizite bei der Wahrnehmung und der Verarbeitung von akustisch dargebotenen Informationen. Diese zeigt sich häufig in einem eingeschränkten Sprachverständnis bei Umgebungsgeräuschen und einer leichten Ablenkbarkeit durch akustische Reize. Die Symptomatik ist nicht zu verwechseln mit einer Schwerhörigkeit. Die Ohren sind völlig gesund. Der Betroffene kann gut hören.

Ist AVWS die Ursache für Schulprobleme?

Häufig stellen sich Eltern und Lehrer die Frage, ob bei einem Kind eine AVWS vorliegen könnte, wenn das Kind Probleme in der Schule hat, hingegen in ruhiger Umgebung alles gut klappt.
In der Schule zeigen diese Kinder Schwierigkeiten beim Verstehen der an sie gestellten Aufgaben. Sie können sich ausschließlich akustisch vermittelte Aufgabenstellungen und Lehrinhalte nur schlecht merken. Oft fällt es den Kindern schwer, sich zu konzentrieren und sie sind vor allem in unruhiger Umgebung unaufmerksam. Manche Kinder haben Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung und dem Lesen. Bei einigen Kindern ist auch die Sprachentwicklung, insbesondere das Sprachverständnis, nicht altersentsprechend.

Wir wollen verstehen, was Ihrem Kind fehlt!

AVWS ist eine Verdachtsdiagnose, die immer eine „Ausschlussdiagnose“ ist.
Das bedeutet, wir vergeben diese Diagnose erst dann, wenn wir keine andere Störung finden. Daher verstehen wir die Verdachtsdiagnose AVWS als einen Auftrag an uns:
Auf der Grundlage einer exakten Anamnese führen wir umfangreiche medizinische und psychologische Untersuchungen durch, um herauszufinden, was Ihrem Kind fehlt.
Nur so können wir die bestmögliche Hilfe und Unterstützung für Ihr Kind finden und weitere Untersuchungen und Therapien veranlassen.
Wir möchten, dass Sie den Weg sehen, auf dem es für Ihr Kind weitergehen kann.

Wie läuft die Untersuchung in unserer Praxis ab?

In der Regel erstreckt sich die Diagnostik bei Verdacht auf AVWS auf zwei Termine. Dies ist notwendig, da die Untersuchungen für die Kinder sehr anstrengend sind. Wir möchten die Kinder nicht zu stark beanspruchen, zumal eine Überforderung die Untersuchungsergebnisse ungünstig beeinflussen könnte.

Beim ersten Termin überprüfen wir in einer pädaudiologischen Untersuchung das Hören und die zentrale Hörverarbeitung. Zusätzlich führen wir eine HNO-ärztliche Untersuchung durch, um eine organische Ursache der Symptomatik auszuschließen. Wir wollen sichergehen, dass beispielsweise eine Konzentrationsstörung nicht etwa durch schlechtes Schlafen infolge übergroßer Mandeln verursacht wird.

Beim zweiten Termin führen wir eine entwicklungspsychologische Diagnostik durch. Ziel dieser Untersuchung ist, genau herauszufinden, ob bei Ihrem Kind weitere Störungen vorliegen, und wenn ja, welche.
Abhängig von der Fragestellung untersuchen wir mit standardisierten psychologischen Testverfahren:

  • Die Begabung, ggf. auch mit ‚sprachfreien‘ Verfahren
  • Die Sprachentwicklung
  • Das Lesen und Schreiben
  • Das Rechnen
  • Die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit
  • Die Merkfähigkeit
  • Die psychosoziale Belastung Ihres Kindes

 

Je nach Ergebnis und Umfang der Diagnostik wird noch ein dritter Termin vereinbart.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Auf der Grundlage der von uns gestellten Diagnosen leiten wir Therapieempfehlungen ab. Dazu gehören Logopädie und Ergotherapie.

Bei Vorliegen einer Lese-Rechtschreib-Störung oder einer Rechenstörung empfehlen wir häufig eine Lerntherapie.
Sollte diese Störung so stark ausgeprägt sein, dass Ihr Kind von einer ‚seelischen Behinderung‘ bedroht ist, erstellen wir ein Gutachten, mit welchem eine Finanzierung der Therapie über das Jugendamt beantragt werden kann.

Bei Störungen der Aufmerksamkeitsregulation oder Störungen im Erwerb und Abruf verbaler Informationen bieten wir eine Neurofeedback-Behandlung in unserer Praxis an.

Darüber hinaus bieten wir Ihnen an, einen umfangreichen Bericht zu schreiben, in welchem wir die Testverfahren und die Testergebnisse erklären und die daraus abzuleitenden Therapie- und Fördermöglichkeiten erläutern.
Auch können Sie einen zusätzlichen Beratungstermin bei uns wahrnehmen, bei dem wir Ihnen die Testergebnisse persönlich erläutern.

Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit an unserem psychologischen Elterntraining teilzunehmen, in welchem wir Ihnen positive Lernstrategien sowie Unterstützungsmöglichkeiten für Ihr Kind vermitteln.

Bei Bedarf geben wir aus medizinisch-psychologischer Sicht Empfehlungen zur Beschulung.



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